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Die Flugschule für Trike und Dreiachs-UL


Triken – die schönste Art zu Reisen

– oder warum es so schwer fällt, dem Gravitationsfeld des Heimatflugplatzes zu entkommen. (1)

Ganz Deutschland ist fliegerisch in der Hand von Drehflüglern und Kunststoff-ULs. Vereinzelt warten Trikes in einer staubigen Hangarecke auf ihre Kompostierung. Nur selten, und auch das nur in ruhigen Morgen- oder Abendstunden, werden sie von ihren greisen Besitzern noch für ein paar Minuten ihrem natürlichen Lebensraum, der Luft, übergeben. Man könnte denken, sie schämten sich, aber wahrscheinlich ist es die Langeweile, zum 1000sten mal die gleiche Runde bei gleichem Wetter entlang zu ötteln und den Traum vom Afrika-Flug zu träumen, der sich bei der ersten Konfrontation mit einem Thermikbläschen oder der Sichtung eines etwas grimmigeren Wölkchens, sofort in Panik verwandelt. Die Jugend, die an ihren Smartphones hängt wie ein Junky an der Nadel zeigt, wenig Interesse am Triken, da man das nicht online machen kann. Auch die Sicht durch ein fliegenverdrecktes Helmvisier erfüllt nicht die Minimalanforderungen, die man an eine zeitgemäße Action-Game-Grafik stellen darf. Replay- und Pausenfunktion fehlen gänzlich und mit zwei Daumen hätte selbst Arnie Schwarzenegger in Hochform Probleme gehabt ein Trike zu steuern. Das war's also mit dem großen Traum der Freiheit. Die Idee, alle Schranken und Hindernisse in der 3. Dimension überbrücken zu können scheitert an der Unfähigkeit, einen Flugplan nach Frankreich aufzugeben oder eine italienische ICAO-Karte zu dechiffrieren.

Am Fliegerstammtisch zeigt sich ein erstaunlich großes Verlangen, vor allem in den Wintermonaten, auch größere Ausflüge zu unternehmen. Einen konkreten Termin dafür festzulegen stellt uns aber vor eine erstaunliche Vielzahl von Hürden. Neben dem Wetter, das vorsätzlich solche Planungen zu sabotieren pflegt, sind unaufschiebbare Gartenarbeiten neben überraschenden Todesfällen, Hochzeiten und Erkältungskrankheiten von Kindern, die im entscheidenden Moment auch den Piloten befallen, abgelaufenen Rettungsgeräten und Pilotenlizenzen, fehlende Ersatzteile sowie defekte Headsets oder/und Funkgeräte, nur eine unvollständige Aufzählung von Hindernissen die es vor einem Streckenflug zu bewältigen gilt. Menschliche Faktoren wie »... wenn der mitkommt, dann will ich nicht ...«,
»... warum ausgerechnet da hin? ...«, verurteilen den demokratischen Reiseplanungsprozess einer Gruppe sowieso zum Scheitern. Was ist es also, was es so schwer macht, dem Gravitationsfeld unseres Heimatflugplatzes zu entfliehen? Als Ursache wird schnell das Material identifiziert und ein Aufrüstungsprozess setzt sich in Gang. Ein »Zweitakter« ist für längere Strecken zu unzuverlässig und gefräßig, so muss was mit 912er Rotax her. Die Investition verschlingt erst mal das Reisebudget für die nächsten Schönwetterperioden. Jetzt wird es klar, dass der fehlende Komfort eines geschlossenen Cockpits die Reiselust verhindert hat.
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